Naked Raven

am 12.03.2005 in der Aula des GTO


Die australische Band Naked Raven war nach 2002 zum zweiten Mal zu Gast in Osterburken, und über 200 Zuhörer wollten sich, trotz der Winterkapriolen, dieses von der Kulturkommode und der SMV des GTO veranstaltete Konzert nicht entgehen lassen.

Seit zehn Jahren glänzen die Musiker aus Melbourne mit zartbitteren, melodischen und dabei kunstvoll arrangierten Folkpop-Balladen. Besonders reizvoll und unverwechselbar an Naked Raven ist mit Sicherheit die ungewöhnliche Instrumentierung mit zwei Streichern. Die festen Mitglieder, Frontfrau Janine Maunder (Gesang, Klavier), Stephanie Lindner (Violine) und James Richmond (Percussion, Drums), haben sich für ihre Europa-Tournee die Cellistin Anne Christin Schwarz und Ben Edgar an der Akustikgitarre in die Band geholt ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte, denn die fünf harmonieren wunderbar miteinander und musizieren mit der Perfektion eines hochkarätigen Klassik-Ensembles. Wobei es manchmal auch durchaus druckvoll zugeht - nicht zuletzt dank des Schlagzeugers James Richmond, der von einer sparsamen, gleichwohl prächtig groovenden Begleitung in weit ausholende Dynamik umschwenken kann. Großartig, zu welcher Wucht beispielsweise die Klavierballade "Saviour" aufläuft.

Naked Raven in der Aula des GTO

Naked Raven in der Aula des GTO

Mit ihrer schwerelosen, glasklaren Stimme und ihrer Bühnenpräsenz trägt Janine Maunder maßgeblich zum Stil von Naked Raven bei, doch bieten sich auch den übrigen Musikern Gelegenheiten zum solistischen Glanz. Da spielt der Gitarrist eine sensible Einleitung zu "Skin", da brilliert die Geigerin in der mit sanftem Latin-Feeling versehenen Coverversion des Eurythmics-Hits "Who"s that girl?". Einfühlsame Balladen, bei denen Janine mitunter nur von Violine und Cello begleitet wird, folgen auf ohrwurmtaugliche, unbekümmerte und beinahe rockige Popsongs.

Man hört gebannt zu, weil die Musiker aufeinander hören; die Musik lässt die Zuhörer nicht los, weil sie lebendig ist. Die Stücke entwickeln sich aus wenigen Akkorden auf der Gitarre oder zart angeschlagenen Saiten der Streicher, steigern sich, verklingen in gehauchten Gesangszeilen und entfalten gerade live ihre beeindruckende Dynamik. Irgendwo zwischen Folk, Jazz und Balladenfunkeln hat die sympathische Band von "Down Under" die Gabe, ihr Publikum gleichermaßen mitzureißen und anzurühren, und nicht wenige der restlos begeisterten Zuhörer werden Naked Raven seit spätestens diesem Abend im CD-Regal zwischen ihre absoluten Lieblingsalben gestellt haben.

Text: Martin Hammer
Photos: Michael Pohl


Zufriedene Gesichter nach dem Konzert

Zufriedene Gesichter nach dem Konzert