Philipp Weber

am 04.03.2023 in der Baulandhalle

„In vino veritas“, sagt ein Sprichwort, das man in Verbindung mit Philipp Weber noch ergänzen möchte: Im Wein liegt nicht nur Wahrheit sondern auch Humor, denn das Kabarett-Programm „DURST - Warten auf Merlot“ des gebürtigen Amorbachers bot nicht nur einiges Wissenswerte rund um das Thema Trinkkultur sondern vor allem großartige Unterhaltung. Seit mittlerweile 25 Jahren steht Weber auf der Bühne und ist inzwischen auch auf allen Medienkanälen so präsent, dass die erste Veranstaltung der Kulturkommode Osterburken im laufenden Programmjahr bereits im Vorfeld ausverkauft war.

Zu Beginn des Abends verlieh Weber seiner Freude Ausdruck darüber, dass er nach langer Zeit des Pendelns zwischen seinem früheren Studien- und heutigen Wohnort Tübingen und seiner Odenwälder Heimat nun Osterburken nicht nur durchfahren sondern hier auch mal Halt machen durfte. Von seiner Jugend im badisch-fränkischen Hinterland wusste er nicht viel Positives zu erzählen. Wo es andernorts immerhin Kirschblüten- und Apfelblütenfeste gab, wurde in seiner Heimat höchstens die Algenblüte im örtlichen Freibad gefeiert.

Was war also zu tun mangels Freizeitmöglichkeiten und als Alleinerbe des Weinkellers von Onkel Rudi? War er quasi gezwungen, sich in jungen Jahren dem Alkohol eher praxisnah zu widmen, so wollte er diese Passion schließlich doch auch zu seinem Beruf machen und studierte Chemie und Biologie. Dass er die dabei gewonnen wissenschaftlichen Erkenntnisse zudem auch noch auf leichte Weise in kabarettistische Programme zu verpacken weiß, macht ihn zu einem gern gesehenen Gast auf Deutschlands Kleinkunstbühnen. Wo bekommt man schon so unterhaltsam erklärt, dass es sich bei Wein im Prinzip um „faulenden Fruchtsaft handelt, in den ein Hefepilz reingepisst hat“ und Glühwein letztendlich nichts anderes ist als ein Advents-Ballermann-Getränk.

Philipp Webers Stärke ist zweifellos seine gekonnte Mischung aus witzigen Anekdoten rund um das Thema Trinken und fundierter Wissenschaft, die durchaus das ein oder andere informative Detail an das Publikum weitergibt. Nicht umsonst gilt Weber als Universalgelehrter, denn neben den beiden genannten hat er auch noch Einblick in Studienfächer wie Germanistik, Psychologie, Medizin und Bioethik gewinnen können.

Und so sieht er sich durchaus verpflichtet, auf den verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser als unserem kostbarsten Gut hinzuweisen, auf die Verschmutzung des Abwassers mit Medikamenten oder auf die Tatsache, dass man neben den aktuell ungefähr 120 Litern „sichtbares“ Wasser zusammen mit dem indirekt genutzten virtuellen Wasser im globalen Durchschnitt mit einem täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 5000 Litern Wasser rechnen muss. Genauso kritisch wie augenzwinkernd schaut er auf Getränke-Trends wie Gemüse-Smoothies und Sauerkrautsaft (was sich für ihn schon wie Ohrenschmalzbrot anhört), Red Bull („Ochsenschwanzsuppe mit Zucker“) oder Kaffee, der so fair ist, dass er beim Pflücken psychologisch betreut wird und redet sich dabei gerne mal in Rage.

Ja, Deutschland droht abzusaufen, warnt Philipp Weber. Es gibt Krankenhäuser, da schwankt die Chefarztvisite als Polonaise ins Zimmer. Und im Flugzeug kann man nicht mehr sicher sein, wer mehr getankt hat - die Maschine oder der Pilot?

Vernünftiges Trinken will also gelernt sein. Das gilt nicht nur beim Alkohol, sondern auch im Umgang mit Kaffeevollautomaten, Wasser-Sommeliers oder Bahnhofstoiletten, wenn man nicht genügend Kleingeld einstecken hat.

„Fünf Liter Odenwälder Apfelmost“, so Weber“, das war noch Arbeit für die Leber!“ Und gleichermaßen aus eigener Erfahrung wie psychologisch betrachtet, hat der Kabarettist noch einige hintergründige Weisheiten auf Lager: „Betrunken sein heißt, sich eloquent zu fühlen, ohne es aussprechen zu können.“ Und: „Je weniger das Hirn arbeitet, umso glücklicher fühlt man sich.“ Ganz im Gegenteil dazu sorgte Philipp Weber bei seinem Auftritt in Osterburken allerdings dafür, dass sowohl der Kopf als auch die Lachmuskeln der Anwesenden ordentlich zu tun bekamen.

Text: Martin Hammer
Fotos: Michael Pohl