Heidelberger HardChor

am 17.05.2025 in der Baulandhalle

Nicht nur Clowns im Männerzirkus – 14 Männer auf der Suche nach Veränderung

Der Heidelberger HardChor bringt auch in seinem elften Programm wieder Männerschicksale gesanglich und humoristisch auf die Bühne

Gern gesehene und vor allem gern gehörte Gäste waren der Einladung der Kulturkommode zur letzten Veranstaltung in der Baulandhalle vor der Sommerpause gefolgt. A-cappella-Konzerte haben beim Kleinkunst- und Kulturverein ja bereits lange Tradition und insbesondere mit dem Heidelberger HardChor durfte man schon begeisternde Auftritte auf der Osterburkener Bühne erleben. Und dieser konnte nun bereits zum dritten Mal beweisen, dass er nicht nur ein toller Klangkörper ist, sondern mit seiner Musik auch eine gehörige Portion Humor transportiert.

Auch in ihrem mittlerweile elften Programm widmen sich die gestandenen Sänger inhaltlich wieder diversen Männerschicksalen, verarbeiten diese in eigenen Texten und philosophieren insbesondere zwischen den Gesangsstücken über all das, was ihre Geschlechtsgenossen im besten Alter so beschäftigt. Gerne würde man das Problem der schwindenden Haarpracht (genial verarbeitet im Song „Just the two of us“) oder des mangelnden Antriebs zur Veränderung („Woll-pul-lover“) ignorieren, muss sich jedoch ebenso eingestehen, dass Veränderung trotz des Einsatzes eines Change-Managers nicht ganz so einfach ist und man eben doch lieber Trigema statt Armani trägt. Der Titel des aktuellen Programms, „Nicht mein Zirkus“, ist deshalb wohl eher ein Wunschdenken, weswegen der HardChor dann auch konsequenterweise lieber gleich im wahrsten Sinne mit Pauken und Trompeten einzog und die Bühne einen Abend lang zur Manege machte, in der jeder der 14 Männer sich in gebührendem Maße präsentieren durfte.

Musikalischer Leiter und kreativer Kopf der Formation ist seit Beginn Bernhard Bentgens, der in gewohnter Manier mit Witz und Spontaneität durchs Programm führte und seinen Chor mit viel Engagement dirigierte. Entstanden ist das Projekt vor 37 Jahren, als ein Bekannter beim studierten Multiinstrumentalisten und Chorleiter Bentgens Gesangsstunden nehmen wollte und ihm sich schließlich so viele weitere Interessierte anschlossen, dass man entschied, doch gleich einen Männerchor zu gründen. Beschränkte sich das Repertoire zu Beginn noch auf das Covern bekannter Lieder, wurden nach und nach immer mehr eigene Texte und Kompositionen von Bentgens verarbeitet. Inzwischen steuern auch die Sänger eigene Songs und Arrangements bei und so entstehen gemeinsam Programme, die sowohl inhaltlich als auch musikalisch anspruchsvoll und unterhaltend zugleich sind. Nicht umsonst ist der Heidelberger HardChor mit den Jahren zu einem absoluten Publikumsmagneten in der Rhein-Neckar-Region geworden und die Veranstalter der Kulturkommode dürfen durchaus stolz darauf sein, dass es ihnen wieder gelungen ist, den HardChor in die Römerstadt zu holen.

Doch auch der Chor habe sich 15 Jahre lang jeden Montag in der Probe gefragt, so Bentgens augenzwinkernd, wann er mal wieder in Osterburken auftreten dürfe. Glücklicherweise hätten offensichtlich nicht viele Osterburkener Karten für das zeitgleich stattfindende Finale des ESC bekommen, denn dies Konzert hier sei ja eindeutig die bessere Alternative. Und tatsächlich hatten die Sänger an diesem Abend mindestens genauso viel Abwechslung zu bieten: neben Humorvollem und Klamauk beherrschen sie eben auch Romantisches und Ernsthaftes wie „Junimond“, Danger Dans „Eine gute Nachricht“ oder „Der Weg“ von Herbert Grönemeyer – mit Sicherheit eines der bewegendsten und beeindruckendsten Lieder des Abends. Nach den unnachahmlichen Hardchor-Klassikern „Hausschweine“ und „Fischstäbchen“ verließen die Männer um Bernhard Bentgens mit „Ramona“ schließlich den Saal, in dem sie musikalisch den Wunsch äußerten, wieder einmal in Osterburken auftreten zu dürfen. Es müssen ja nicht wieder 15 Jahre dazwischen liegen.

Text: Martin Hammer
Fotos: Michael Pohl